Rückblick – Merlin auf der Rolltreppe

Rückblick – Das Jahr 2020 hat uns als Gesellschaft durchgeschüttelt, unser Leben auf den Kopf gestellt. Nichts ist wie vorher, was morgen ist, weiß niemand. Auch NoRisk. NoMum. ist dieses Jahr durch Täler und über Berge gewandert. Was ist geschehen? Wie geht es uns? Was wird sich grundlegend ändern und was haben wir gelernt?

Lesezeit: 9 Minuten

Rückblick – schön war’s, schwer war’s

2020 begann für uns mit Plänen, Träumen, mit Lametta, Pauken und Trompeten. Dieses Jahr würden wir aus dem Blog ein Magazin zaubern. Gemeinsam mit Anne schmiede ich Pläne, wir entwickeln Ideen. Wie soll es werden, das Magazin? Wen spricht es an, wer sind unsere Leser*innen? Mit Unterstützung unserer Agentur entwickeln wir ein Konzept

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. (Stufen, Hermann Hesse)

Das Jahr beginnt wie immer mit unserem Familien-Skiurlaub in Tirol. Ich kann es bis heute kaum glauben, dass wir das noch geschafft haben. Es war wie immer eine berührende, anstrengende Woche. Und ich bin seit 30 Jahren das erste Mal eine Piste runtergebrettert. Fun! Und blaue Flecken.

Wie soll es aussehen?

Im Frühling schickt uns das Coronavirus aufs Zimmer, um nachzudenken, wie es ein Freund treffend ausdrückte. Wir nutzen die Zeit und arbeiten am neuen Magazin-Konzept. Wollen wir nur noch informieren? Oder wollen wir Storytelling und gut recherchierte Fakten mit unseren persönlichen Erlebnissen und Learnings verknüpfen? Jepp, das wollen wir. Das neue Magazin-Konzept ist geboren.

Wir möchten ein Magazin für dich gestalten, das journalistischen Ansprüchen genügt. Gleichzeitig erzählen wir Geschichten und teilen unsere Erfahrungen und Perspektiven. Wer sagt, das sei nicht möglich?

Anne und ich haben es nicht leicht. Wir können uns nicht treffen, live miteinander Ideen, Standpunkte und Vorstellungen austauschen. 

Ich verfehle knapp den Einzug als Markträtin der Grünen-Fraktion ins Rathaus. Schade. Und gleichzeitig ein Segen, aus der Retro Perspektive gesehen.

Merlins Oma geht ins Krankenhaus für eine schwierige OP. Die verläuft problemlos. Dennoch wird sie nicht mehr zurück nachhause kommen.

Angekommen im Lockdown

Wir beschließen, aus unserem Garten einen Naturkindergarten zu machen. Neue Wege müssen her, unserem Naturkind eine Umgebung zu bieten, die seinen Bedürfnissen entspricht.

Das Kind bricht sich beim Sprung vom Klettergerüst den Arm. Ab ins Krankenhaus, während Corona um uns herumschleicht. Ein Zimmer mit einer hochschwangeren Mutter und ihrem kranken Kind geteilt. Wahnsinnig geworden. Von meiner Überforderung. Und von der Überforderung der anderen Mutter. Viel gelernt über Güte, Nachsicht und Zusammenhalt.

Weniger reisen – kein Verlust

Meinetwegen brauche ich keine 5 Reisen im Jahr. Der Mann hat das mal so ausgedrückt: Wenn wir andauernd unterwegs sind, haben wir gar keinen Raum, Erlebtem nachzuspüren. Stimmt. Es gibt eine Facette des Lockdowns, die mich entzückt. Eine andere tut das nicht. So gar nicht. Es ist die des Hasses, des Neids, der Angst und der Desinformation.

Die Schule fängt an?

Merlin bekommt keinen Platz in der Montessori-Schule. Ups. Auf der Sommerreise hatte er sich gerade das Lesen selbst beigebracht und wäre gern in die Schule gegangen. Ok. Dann machen wir das ab jetzt selber zuhause – wie alle anderen auch.

Im Nachhinein bin ich dankbar – Schulbeginn im Corona-Chaos wünsche ich niemandem. Und wir haben noch ein gemeinsames Jahr für alles, wonach uns als Familie der Sinn steht. Egal, ob wir montagmorgens einen Disneyfilm auf der Leinwand schauen oder Geo-cachen gehen wollen – we are free.

Welcome!

Anne wird offizieller Teil von NoRisk. NoMum. Freude. Aufregung. Neubeginn. Wird Merlin zur Schule gehen? 

Türen zu, Schotten dicht

Im März sind wir das erste Mal in Quarantäne, im Mai stirbt Merlins Oma an Corona. Wir trauern. Und wir haben es nicht leicht miteinander. Corona hat unsere Familien-Statik gegen die Wand gefahren. Viel mehr – wir hatten keine Strategien, mit den Veränderungen konstruktiv umzugehen. Der Mann arbeitet nun von zuhause aus. Welcome, Mental Load Falle.

Reisezeit ist Stornozeit

Wir stornieren die Reise nach Armenien – wie andere kleinere und größere auch. Stattdessen planen wir unsere Sommerreise an die Ostsee. Ein erstes letztes Mal Camping in diesem Jahr. 

Vom An- und Abcampen

Im August ist es so weit. Gemeinsam mit unserer Großfamilie 2.0, Merlins Freund und seiner Mutter, machen wir uns auf in den Norden zu unseren Familien. Wir legen noch einen Zwischenstopp in Stralsund bei unseren Theaterfreunden ein und besuchen wie immer das Ozeaneum.

Dann geht es  zum Camping nach Rügen. Hier könnte ich 8 Wochen einfach nur sein. Mein Geschirr selbst spülen. Fisch über dem Feuer rösten, Sterne gucken und dem Kind Bücher vorlesen. Ich will mit dem Hund baden gehen, mit den Freunden abends Sinn und Unsinn machen. Brombeeren pflücken und satt mit roten Mündern in der Sonne liegen. Ja, hier möchte ich 8 Wochen einfach nur sein.

Happy Birthday, Zauber, happy Birthday Magazin!

Im September kommt uns Anne besuchen. Gemeinsam arbeiten wir mit der Agentur an der Website, basteln, lernen, brainstormen und bauen. Zu Halloween ist die Seite fertig – und unser Entschluss, uns als Business Ladys wieder zu trennen, steht. 

Unsere Lebensphasen, Vorstellungen, Tempi und Temperamente matchen nicht gut genug, um das Magazin gemeinsam weiterzuführen. Ich bin nicht mehr bereit, mein Tempo und meine Vorstellungen in Bezug auf das Magazin an jemand anderen anzupassen. Auch wenn ich gern mit Menschen arbeite, Projekte gestalte und Teil von etwas Größerem bin. Für das Magazin brauche ich Gestaltungsraum und -freiheit. Und wenn ich Anne richtig verstanden habe, braucht sie Raum und Zeit vor allem für sich und ihre Familie. 

Seit Mitte November bin ich wieder alleinige CEO von NoRisk. NoMum. Und es fühlt sich stimmig an. Ich habe sofort mit einem neuen Format auf IG-TV losgelegt – dem Weihnachtslieder-Adventskalender für Kinder.

Warum ich das gemacht habe? Ich lerne durch Ausprobieren. Und ich lerne auch durchs Scheitern. Von daher war es egal, ob das Format Erfolg haben würde: Nach 24 kleinen Videos für die Community habe ich nicht nur ein wenig Musik in die Familien gebracht. Ich habe mich diszipliniert, korrigiert, weiterentwickelt. Jetzt bin ich bereit für ein weiteres und größeres Video-Projekt.

Im Sommer hatten wir wie die meisten einen Pool im Garten stehen, den haben Oma und Opa spendiert. An Merlins Geburtstag badeten wir noch ein letztes Mal alle zusammen. Der Sommer ging zu Ende. 

Weihnachtszauber

Weihnachten fühlte sich dieses Jahr unerwartet festlich an. Es war nicht die alte Pyramide, auch nicht der Bio-Weihnachtsbaum, den wir gemeinsam geschlagen und geschmückt hatten. Auch waren es nicht die Geschenke, über die sich alle freuten oder die leckeren Bratäpfel. Es war ein Gefühl von Veränderung und Aufbruch.

Corona hat uns die Möglichkeit geschenkt, viel Zeit miteinander zu verbringen. Uns genau zu überlegen, wie wir miteinander umgehen und was wir erleben möchten. Wir fühlen in uns hinein, was uns wirklich wichtig ist – und was nicht.

Und wir haben Gäste zu bewirten. Im späten November zogen nacheinander 2 Igel bei uns ein. Einer schläft bereits in einem kalten Raum auf der Nordseite des Hauses. Der andere futtert sich rund, bricht aus, und beißt, wenn wir das Essen nicht pünktlich liefern. Warum ich euch von Igeln erzähle? Die Bedürfnisse und Temperamente der Tiere sind so unterschiedlich. Ich kann es gut sehen, gut annehmen und mich daran freuen. Warum fällt es uns Menschen manchmal so schwer, einander zu erkennen und anzuerkennen? Wie können wir uns näher kommen und unsere Eigenheiten schätzen statt sie auslöschen zu wollen?

Ausblick

Seit einiger Zeit reift in mir und uns der Entschluss, unsere Familien-Kommunikation grundlegend zu verändern. Durch meine intensive Beschäftigung mit Erziehung durch Beziehung bin ich schon vor einer Weile auf die Gewaltfreie Kommunikation gestoßen. Das Problem: Mich hat diese Art der Gesprächsführung wahnsinnig gemacht.

Was für Weicheier!

Ja, das dachte ich oft. Wie ich von diesem Vorurteil zurück auf den Boden wissenschaftlicher Tatsachen kam, liest du im ersten Januar-Artikel. Darin stelle ich mein neuestes Projekt vor, mit dem ich dich einladen möchte, die Gewaltfreien Kommunikation selbst auszuprobieren. Du möchtest mehr erfahren? Dann folge mir doch auf Instagram.

Fernblick

Niemand weiß, was kommt. Ich weiß nur, was für mich nicht mehr infrage kommt: Kompromisse. Ich habe im vergangenen Jahr viele Entscheidungen aus einem Gefühl von Mangel oder Angst getroffen.

Jetzt hatte ich lange Zeit, den dünnen, winzigen Igel genau zu beobachten: Warum hat er eigentlich überlebt, während andere Igel in der ersten September-Kälte erfroren sind? Er ist mutig. Deshalb hat Merlin ihn Mutos getauft. Der Winzling hat sich von der Waschmaschine gestürzt, um die Gegend zu erkunden. Er hat mit seinem kleinen Körper einen schweren Deckel hochgestemmt, um seinen Wirkungskreis zu erweitern. Und er hat mir schnell beigebracht, ihn ja nicht hochzunehmen ohne Aussicht auf Futter. 

Neubeginn

Und was bedeutet nun Mut für mich? Ich habe in meinem Leben viel gesehen, ausprobiert, erforscht, gefühlt. Als ich Mutter wurde, habe ich Niemandsland für mich betreten. Wie fühlt sich das an, Mutter zu sein? Wie als Familie aufeinander Acht zu geben, nachsichtig, liebevoll und unterstützend zu leben? 

Ran an die emotionale Feinmotorik

Als Kind habe ich nicht mehr als eine Ahnung davon mitgenommen. Diese Ahnung reicht erstaunlicherweise aus, um von dort aus das unbekannte Land zu erforschen. Ich glaube nicht an Mutterinstinkte und die Wissenschaft gibt mir recht. Als Eltern werden wir nicht geboren. Wir werden von anderen durch ihr Vorbild oder von uns selbst durch bewusste Entscheidung zu diesen oder jenen Eltern gemacht. Ja, das bedeutet Mut für mich. Mut, weiterzugehen auf dem Weg, Familie bewusst, friedfertig und in tiefer Verbindung zu leben.

Ich möchte weniger tun, mehr fühlen. Und dann? Fühlend tun.

(Familie) bewusst leben – was heißt das für mich 2021?

In Zukunft wähle ich meine Projekte und die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, noch sorgfältiger aus. Und damit meine ich nicht Anne. Ich bin dankbar für das, was wir für und mit unseren Partner*innen und Kund*innen auf die Beine gestellt haben. Gleichzeitig ist mir durch viele unterschiedliche Erlebnisse in diesem Jahr etwas bewusst geworden: Ich möchte nur noch mit inspirierenden und wertschätzenden Menschen arbeiten und Zeit verbringen. Ich wünsche mir einen offenen Umgang und klare Worte. Und ich wünsche mir, dass ich meinen Partner*innen genauso begegnen kann.

Adäquate Bezahlung ist wichtig. Und fairer, wertschätzender Umgang ist die Grundlage von Zusammenarbeit.

Ich habe auch begonnen, meine Schlaf- und Essgewohnheiten neu auf den Prüfstand zu stellen. Nachjustieren, austarieren, neu sortieren, aussortieren. Das ist jetzt dran.

Alte und neue Rituale

Seit Jahren mache ich morgens das Gleiche: Ich trinke ein Glas Wasser, brühe mir einen schwarzen Kaffee, lese Zeitung. Darauf folgt ein Buch über Mindset oder persönliche Entwicklung und ein Fachbuch. Wenn Merlin im Kindergarten ist, geht’s für mich auf die Yogamatte. Das Morgenprogramm endet mit einer Viertelstunde Meditation und meinen Affirmationen.  


TIPP Du machst auch Yoga und suchst schon lange nach der perfekten Matte? Ich empfehle dir die lifeforme* aus Naturkautschuk – seit Weihnachten ist sie meine absolute Lieblings-Sparrings-Partnerin mit Super Grip!


Und was, wenn ich das nicht mache? Dann habe ich höchstwahrscheinlich einen schlechteren Tag als ohne mein nährendste Ritual. Learning: Never change a runnings System. Change the rest. Und dieser Rest beginnt mit einem ersten Schritt. Oder einem Buch.

Mein Hobby? Reflektieren. Nur nicht allein.

Keine*r kann alles selbst erkennen und herausfinden. Mir helfen neben meinem Netzwerk vor allem Bücher, um die Welt, mich und andere besser zu verstehen. Dieses Jahr haben mich 4 Bücher besonders inspiriert und vorangebracht


Dieses Buch war mein Door- and Heart Opener 2020. Es steckt voller Liebe, Weisheit, Trost und Hoffnung. Wer wissen möchte, was Kinder, was Menschen wirklich brauchen, wird hier fündig. Ich verneige mich vor der Autorin Philippa Perry. 

Seit Brexit und Trump hatte ich die Lust verloren, englische Bücher zu lesen. Jetzt, da zumindest das Ende eines Spuks in Sicht ist, habe ich wieder angefangen. Dieses Buch von Donald Trumps Nichte war für mich wie ein Brennglas. Es zeigt, was Vernachlässigung und Kränkung in der Kindheit für uns als Gesellschaft anrichten kann. Grandios. Wie ein Krimi und leider Realität.


Dieses Buch ist ein weiterer Meilenstein in meiner persönlichen Entwicklung. Es unterstützt mich, Fokus zu finden, den Zweck hinter allem, was ich täglich tue. Wunderbar, I tell you. 

Ich fand es eine gute Idee, etwas an meiner Effektivität zu schrauben. Leider oder besser zum Glück outete sich dieses Buch viel mehr als ein alpgemeingültiger Kanon von humanistischen Werten. Und nur auf deren Grundlage sind wir Menschen in der Lage, unsere Ziele zu erreichen. Dieses Buch hat mich nicht nur beeindruckt. Es ist mir ein Begleiter, in den ich immer wieder hineinschaue, gerade jetzt zum Jahreswechsel wieder.


Nachdem ich meine Haus- und Herztür geöffnet habe, möchte ich dir noch Danke sagen. Danke, dass du immer wieder vorbeischaust. Ich danke dir auch, wenn du zu den Leser*innen gehörst, die mir ihre Geschichten aufschreiben oder meine Arbeit durch Feedback und Kritik besser machen.

Jetzt verabschiede ich mich in die Neujahrspause. Ich brauche etwas Zeit für den Neubeginn und bin ab 14. Januar wieder für dich und euch da. Anne kannst du weiter per E-Mail erreichen und ihre Artikel stehen natürlich weiter zum Lesen bereit.

Auch wenn ich mich gerade darauf konzentriere, Familie immer bewusster zu leben, ist das kein Rückzug in die Beschaulichkeit. Ich glaube zutiefst, dass das Private hochpolitisch ist. Wie wir in unseren Familien miteinander umgehen, entscheidet, in welche Richtung sich die Waagschale unserer Gesellschaft neigt. Wollen wir Hass, Populismus und Desinformation oder wünschen wir uns Kooperation, Freude und ein nachhaltiges gemeinsames Leben?

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! (Stufen, Hermann Hesse)

In diesem Sinn – komm‘ gut in dein neues Jahr. Du wünschst dir noch mehr Inspiration über den Rückblick hinaus? Dann abonniere die Unterstützerinnen-Post – 3 Minuten Me-Time im Monat von mir für dich.❤️

Deine Tanja


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