
Mindset – was ist das eigentlich? Wie und wann entsteht es? Warum und wie wirkt sich dein Mindset auf Kinder und Familie aus? Du erfährst, welche Antworten ich gefunden habe und warum die Arbeit am Mindset das Leben meiner Familie verändern hat.
Lesezeit: 9 Minuten
Mindset – von innen nach außen
Heute Morgen saß ich wie fast immer ab 7 Uhr auf dem Meditationskissen. Die Yoga-Session hatte ich schon hinter mir, jetzt kam der gemütliche Teil: Ich meditiere 15 Minuten und richte mich für den Tag aus, spüre, was so los ist im System. Die Morgen-Routine endet mit einer Reihe Affirmationen und Ziel-Visualisierungen. Auch wenn mir der Verstand allmorgendlich zuraunt, es gäbe Wichtigeres: Ich bedanke mich für den Hinweis und hole Matte und Kissen raus. Das war nicht immer so.
Was ist Mindset? Wie entsteht Mindset?
Seit ich mich mit Mustern und Glaubenssätzen beschäftige, bin ich dem unbewussten Verstand oft auf den Leim gegangen. Der mag keine Veränderungen und wehrt sich dagegen mit allen seinen hinterlistigen Mitteln. Als Kinder lernen wir, die Welt durch die Meinungs- und Perspektivbrillen unserer Bezugspersonen wahrzunehmen. Diese bilden unser Wertesystem, nach dem wir uns unbewusst ausrichten.
Leider sind übernommene Glaubenssätze und Überzeugungen nicht immer hilfreich für uns und unsere Familien. Manchmal hören wir uns dann Dinge sagen, die mit unseren Werten überhaupt nichts zu tun haben: Mit dem Essen spielt man nicht! höre ich mich irgendwann empört rufen. Und: Ich finde sehr wohl, dass es Sinn ergibt, mit dem Essen zu spielen. Nur so können es Kinder in Farbe, Konsistenz und Geschmack wirklich kennenlernen! Da hatten wohl alte Überzeugungen aus meiner Herkunftsfamilie einen Augenblick der Unbewusstheit genutzt und sind vorgeprescht.
Tja. Und genau dieser undurchdringliche Urwald an Glaubenssätzen, tief verankerter Meinungen und Vorurteile bilden unser (unbewusstes) Mindset. Sobald wir erwachsen werden, haben viele von uns dieses willkürliche Sammelsurium von Weltvorstellungen verfestigt – und mit neuen Absurditäten angereichert.
Irgendwann finden wir nicht mehr raus aus dem Dschungel und fragen uns: Wie zur Hölle sind wir hier gelandet? Warum bin ich Postbeamtin geworden, statt auf der Polarstern Klimadaten zu sammeln und die Welt zu retten? So ähnlich ging es mir.

Der unbewusste Verstand – ein Kurzporträt
Ich wollte verstehen, wie es sein kann, dass ich das eine denke und etwas vollkommen anderes zum Ausdruck bringe. Also schaute ich mir an, wie unser Verstand gebaut ist.
Dummerweise hat sich seit dem Neandertaler nicht viel getan in unserer Birne. Nach wie vor ist unser Verstand programmiert, uns vor Tigern, giftigen Pflanzen und dem Hungertod zu beschützen. Und diesen Job macht er verdammt gut. Zu gut. Sein Problem: Er sieht überall Feinde! Der Verstand scannt die Welt ständig nach Problemen, Gefahren und Situationen, die uns nach dem Leben trachten. Gut zu wissen, dass der unbewusste Verstand von Grund auf pessimistisch ist.
Er ist ein Meister darin, Probleme im Außen effektiv zu lösen. Und er versagt, sobald es um innere Konflikte geht. Unangenehme Gefühle will er nämlich einfach nur loswerden. Oder reparieren.
Drama, Baby? No, thanks.
Also knüpft unser Verstand willkürliche Verbindungen, stellt hanebüchene Kausalitäten her, eine Spielart ist die Grübelei. Eine andere das Drama. Er findet absurde Erklärungen, warum dieses so ist und jenes anders. Ich höre ihn morgens seit Jahren raunen: Ej, jetzt lass dieses Mattengedöns doch sein. Viel zu anstrengend, du solltest lieber mal was arbeiten! Arbeiten, nicht faul sein. Ich glaube, das ist ein gutgemeinter Gruß meiner Eltern der Kindheit.
Positive und negative Erlebnisse, bzw. deren Bewertungen hat unser Mindset von unserer Kindheit an geprägt und ausgebaut. Die gute Nachricht: es ist kein Schicksal, du kannst es ändern. (Lutz Schmidt, Mental Coach & Autor)
Ich bin nicht mein unbewusster Verstand
Veränderung mag der Verstand gar nicht. Die bringen Unsicherheiten. Und Unsicherheiten bergen potenzielle Gefahren. Schön im Tritt bleiben, gewohnte Pfade und die Komfortzone ja nicht verlassen. Viel zu gefährlich, sagt der Verstand. Ich bin nicht mein Verstand, sage ich. Also brauche ich eine andere, effektivere Instanz.
Auf der Suche nach dem ultimativen Mindset
Der unbewusste Verstand stellt sich also nur bedingt als guter Berater heraus. Ich verlasse mich auf ihn, wenn ich heil über die Straße will. Und ich bin dankbar, wenn er bei Dunkelheit meine Sinne schärft. Nur: wer kümmert sich um unsere inneren Konflikte? Um das, was Menschen umtreibt, die höhere Sphären der Maslowschen Bedürfnispyramide erklommen haben?

Dem unbewussten Verstand, dem Stammhirn, steht der bewusste Verstand gegenüber, genannt Neocortex. Der hat sich im Gehirn lange nach dem Stammhirn ausgebildet und ist der Teil, über den wir Einfluss nehmen können auf unser Leben. Er ist die Grundlage unserer Bewusstheit, über die wir unser Mindset verändern können. Seine noch unzureichende Verknüpfung mit dem Stimmhirn haben wir übrigens Wutanfälle und Trotzreaktionen zu verdanken. Und nicht nur die kindlichen. 😉
Wie heißt Mindset auf Deutsch?
Wie übersetzt man Mindset eigentlich? Die Übertragung des Begriffs ins Deutsche ist etwas ungenau. Mind bedeutet Geist und Set ist die Haltung. Geisteshaltung oder Mentalität also. Mindset ist unsere Matrix, der Plot unserer Geschichte.
Warum ist Mindset wichtig?
Wie wichtig ist Mindset? Die Frage ist vielmehr: Warum ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen? Wenn wir wissen wollen, was uns im Leben antreibt, warum Dinge gut oder schlecht laufen, führt kein Weg vorbei an der Reflexion unseres unbewussten Mindset. Auch wenn wir Ziele erreichen wollen und spüren, dass es Zeit ist, Veränderungen einzuleiten, gibt es keine Abkürzung.
Starres Mindset versus offenes Mindset
Schon als Kinder bekommen wir mit, was andere über uns denken und fühlen. Wenn wir lernen, dass wir Ziele vor allem wegen unserer Begabungen erreichen, schränkt uns das ein. Menschen mit einem starren Mindset (Fixed Mindset) glauben nicht daran, dass sie Einfluss haben auf Ergebnisse. Sie arbeiten und leben nicht dynamisch, können Fehlschläge kaum eingestehen. Für sie sind sie das, was sie tun und erreichen. Fahren sie eine Niederlage ein, nehmen sie es persönlich. Sie erleben selbstgesetzte Grenzen.
Menschen mit offenem Mindset (Groth Mindset) vertrauen auf ihre Prozessfähigkeit. Sie glauben daran, dass sie Einfluss nehmen können auf Ergebnisse, strengen sich an und finden kreative Lösungen. Für solche Menschen hat der Himmel keine Grenzen.
Ich hatte lange Probleme mit einem ziemlich festgezurrten Mindset. Für mich standen meine Begabungen immer im Fokus. Mir fielen schon als Kind Dinge leichter als anderen. Was half es mir? Nichts, im Gegenteil. Ich lernte nie zu lernen, hatte keine Freude daran, mich durchzubeißen. Entweder reichte das Talent oder nicht.
Kurz vor dem Abitur ahnte ich allerdings, dass ich so ganz ohne Üben und Lernen nicht durchkommen würde. Ich hatte die Schule in den vergangenen Jahren nur selten von innen gesehen. Talent muss reichen, war die Devise. Und jetzt? Jetzt schnitt ich mir das Foto einer Musikanlage aus. Die würde ich mir kaufen, wenn ich 8 Tage vor dem Abitur täglich 8 Stunden lernen würde. Das Ergebnis war erstaunlich.
Im Leistungskurs Betriebswirtschaftslehre bekam ich 7 Punkte, also eine knappe 3. Das war allerdings auch das beste Ergebnis der Klasse. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass Talent nur einen kleinen Teil von Erfolg ausmachen könnte. Und kaufte mir die Anlage.
Wie Mindset ändern? Von Werten und Eigenverantwortung
Wer glaubt, das Mindset mit ein paar Affirmationen und Kniffen aus der Trickkiste der positiven Psychologie ändern zu können, irrt. Ich habe es schon in meinem Artikel über das Geheimnis wahrere Effektivität geschrieben: Ein bisschen Kosmetik auf der Verhaltensebene kann keine nachhaltigen Veränderungen einleiten. Dazu braucht es weit mehr.
Frage dich: Bist du bereit, die volle Verantwortung für dein Leben zu übernehmen? Kannst du den Gedanken zulassen, dass du an allem, was in deinem Leben geschieht, maßgeblichen Anteil hast?
Für mich war und ist das kein leichter Prozess. Zuerst durfte ich mir eingestehen, dass ich oft Menschen und sogar Dinge für Missgeschicke verantwortlich gemacht habe und mache. Bis heute schimpfe ich auf die Kaffeemaschine oder den Hund, wenn etwas einfach nicht so ist, wie ich es haben will. Wenn es nicht funktioniert, nehme ich das manchmal noch persönlich.
Den Kampf aufgeben
Der Grund: Ich höre noch auf meinen unbewussten und reaktiven Verstand. Auf diesen Kämpfer, der nicht Ja sagen kann zu dem, was nun mal ist. Um jeden Preis will er das Problem, das schlechte Gefühl, kontrollieren. Das funktioniert nicht! Wenn wir uns auf diesen Kampf einlassen, verlieren wir das Wichtige aus dem Blick. Ein Kampf zieht den nächsten nach sich. Unfrieden entsteht in uns, in unsern Beziehungen – und in unseren Kindern.
Den Kampf zu beenden bedeutet, das ewige Schlachtfeld zu verlassen und sich an die Seite zu setzen und zuzuschauen. (Lutz Schmidt)
Über Gefühle haben wir keine Kontrolle. Sie tauchen auf in Form von Körperempfindungen und Emotionen. Und es ist unsere Entscheidung, wie wir darauf reagieren. Wir können sie beobachten und anerkennen. Sie sind nicht bedrohlich, auch wenn der unbewusste Verstand uns etwas anderes erzählt. Mehr dazu liest du im 3. Teil der Serie #ComingHome – dort geht es um Zielerreichung.
Seit mir bewusst geworden ist, worüber ich Kontrolle habe (meine Reaktionen) und worüber nicht (Gefühle und Empfindungen), leuchtet mein Leben. Vor lauter Kampf hatte ich lange keinen Raum und keine Kraft, meine Träume zu identifizieren und mich auf deren Erfüllung zu konzentrieren.
Vor der Veränderung kommt die Erkenntnis – bist du bereit zu reflektieren?
Nachdem ich mir meiner Werte und Träume bewusst gemacht hatte, erkannte ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Wie ich mich verhielt, hatte an so vielen Stellen nichts mit dem gemein, woran ich glaubte. Es traf mich wie ein Schlag. Waren Integrität, friedvolles Miteinander und Kooperation nicht meine wichtigsten Werte? Lebte ich wirklich danach?
Kontrolle bringt Kampf und Stillstand. Die Absicht zu lernen bringt Wachstum und Entwicklung. Entscheide dich. (Lutz Schmidt)
Jetzt war ich bereit, die Waffen niederzulegen und den Kampf gegen mich selbst, mein Leben und andere Menschen aufzugeben.
Lesen für deine Veränderung
Du möchtest noch tiefer eintauchen in dein Family Mindset und wirkliche Veränderungen in deinem und eurem Leben erfahren? Diese 3 Bücher werden dir weiterhelfen.
Family Mindset – der Shift in ein besseres Leben
Du brauchst dir nur diese Fragen ehrlich zu beantworten: Möchtest du, dass deine Kinder so aufwachsen, wie du aufgewachsen bist? Wie fühlt sich der Gedanke an, dass auch deine Enkelkinder so aufwachsen könnten?
Wir haben nur bedingt direkten Einfluss auf unser Verhalten. Gleichzeitig haben wir langfristig Einfluss auf die Matrix, die unser Verhalten bestimmt. Durch das Erkennen unserer Muster und die Bestimmung unserer Werte können wir unser Familienumfeld positiv verändern. Wir legen den Grundstein für ein Familienklima, in dem alle gedeihen können, sich sicher fühlen und sich trauen, Gefühle auszusprechen.
Mindset für Kinder
In einem solchen Umfeld können Kinder ihre Potenziale entfalten. Sie lernen durch Vorbild, sich für sich selbst und andere einzusetzen. Schon allein aus diesem Grund lohnt es sich, das eigene Mindset zu untersuchen, zu erforschen, zu reflektieren. Dabei ist es wichtig, gnädig mit sich zu sein, da uns auf dem Weg der Veränderungen vielen Herausforderungen begegnen werden.
Scheitern ist nicht optional. Es ist Teil des Lernprozesses. (Lutz Schmidt)
Und: vergleiche dich nicht. Ich weiß, wovon ich rede. Wenn ich mich durch die Leistung eines anderen Menschen herabgesetzt fühle, geht es mir immer auf eine bestimmte Weise schlecht. Heute gelingt es mir zunehmend, meinem unbewussten Verstand für seinen Kommentar zu danken. Und ihn stehenzulassen.
Suche dir professionelle Unterstützung – wir müssen nicht alles allein schaffen
Wenn du dir Unterstützung für deinen Prozess wünschst, wende dich gern an Pia. Im (Online-)Coaching geht sie mit dir und deinem Kind auf die Suche nach unterstützenden Gewohnheiten und nach Wegen, die Kinderstärken zu stärken, wie sie sagt. Lass‘ Pia wissen, was du brauchst und auf geht’s ins Abenteuer Family Mindset Shift.
Tipps Mindset zu ändern
Dein Mindset für Glück und Erfolg kommt nicht einfach vorbeigeflogen. Es ist deine Aufgabe, dich auf den Weg zu machen. Und solltest du dich verlaufen, ist auch das kein Drama. Im besten Fall gewinnst du neue Erkenntnisse, triffst auf Menschen und Gegenden, die du ohne den Umweg verpasst hättest. Von daher – bleib neugierig. Das ist die beste Voraussetzung für dein Mindset-Abenteuer.
Leidenschaft ist nichts anderes als Neugier, die über eine gewisse Zeitraum kultiviert wurde (Lutz Schmidt, Autor)

Das Mindset der Zukunft
Für mich geht es bei der Arbeit an meiner Mentalität um viel mehr als erfolgreiches Mindset. Ich glaube, dass diese Erde nur fortbestehen wird, wenn genug Menschen den Kampf aufgeben, humanistische Werte für sich entdecken und in die Welt hinaustragen. Und deswegen findest du mich morgen früh auch wieder auf meinem Kissen.
Ich wünsche dir viele Erkenntnisse auf deiner und eurer Reise zum ultimativen Family Mindset. Das Wichtigste: Hab‘ Geduld, Veränderung brauchst Zeit und kostet Kraft. Und sie lohnt sich.
Was der Mensch wirklich will, ist letzten Endes nicht das Glücklichsein, sondern ein Grund zum Glücklichsein. (Viktor Frankl)
Auf deine Veränderung, Rakete!
Deine Tanja
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