
Kindereigenschaften – worum beneide ich meine Kinder? Mein Beitrag zur Blogparade von Romy vom Blog ideas4parents verrät euch drei besondere Eigenschaften meines Sohnes Merlin, die mich und mein Leben steinreich machen.
Kindereigenschaften
Drei Kindereigenschaften soll ich aus dem Meer an Köstlichkeiten herausfischen, mit denen mich mein Zauberer Merlin täglich überrascht – puh. Das ähnelt dem Versuch, den Geschmack eines deliziöses Gerichtes über drei Zutaten zu beschreiben. Für mich gibt es nicht diese oder jene Eigenschaft, die ein Kind beschreibt. Es ist die Summe der kleinen und größeren Eigenheiten, Marotten und Fähigkeiten. Kindereigenschaften stehen nie für sich allein. Sie verbinden sich miteinander und stehen in Wechselwirkung mit anderen Menschen, Situationen und Schlüssen, die Kinder ziehen. Heraus kommt wohl der Charakter. Der, oder besser das Hirn, bleibt laut wissenschaftlicher Erkenntnisse ein Leben lang plastisch – wobei ich mir wünsche, dass sich mein Zweijähriger einiges von dem, was er jetzt ist und hat, bewahren kann. Und genau davon möchte ich euch heute erzählen. Mehr zum Thema Neuroplastizität lest ihr in meinem Artikel über den Hirnforscher Gerald Hüther und im Artikel über Transgenerationale Weitergabe.
Nein sagen
Wenn meine Freundin vor der Tür stand und fragte, ob ich Zeit für einen Kaffee hätte, dachte ich: „Nö nicht, ich will noch Yoga machen!“ – und öffnte die Tür, um sie lächelnd hereinzubitten. Mittlerweile hat sich das verändert. Gut für sich selbst zu sorgen und für sich einzustehen haben die meisten Menschen nicht gelernt. Wenn ich Merlin frage, ob er mir einen Kuss gibt, dann lässt er mich ohne Abwägen, Nachdenken oder Zögern wissen, ob das jetzt für ihn passt oder nicht. Ich bewundere ihn für seine Klarheit und Offenheit, die uns die Kommunikation und damit das Leben leicht macht.
Urvertrauen
Merlin steht am Treppenabsatz und lässt sich einfach fallen – er weiß genau, dass ich ihn auffange. Er weiß auch, dass Papa oder Mama zu ihm kommen, wenn er Angst vor der Sirene hat, die gelegentlich auf dem Rathausdach dröhnt. Als er noch kein Jahr alt war, krabbelte er seine Runden in Restaurants, auf Konferenzen, in fremden Häusern. Er musste uns nicht sehen um zu wissen, dass wir da sind. Er trägt die Sicherheit, das Urvertrauen, in sich. Merlin braucht keine dauernden Rückversicherungen oder andere emotionale Krücken wie viele erwachsenen Menschen (ich auch), um sich sicher zu fühlen. Ich wünsche mir von Herzen, dass es uns gelingt, dieses Urvertrauen so zu stärken, dass es den Crashs und Bangs standhalten kann, die er irgendwann unweigerlich kassieren wird.
Spielen – eine der wichtigsten Kindereigenschaften
Willst du auch mit mir spielen, Mama?
Ich kann mich erinnern, dass ich als Mädchen eine begeisterte Spielerin war. Mit meinem kleinen Bruder spielte und werkelte ich Stunde um Stunde mit allem, was der Schrank hergab. Aus Bauklötzen, Gummitieren; Autos und Holzeisenbahnen bauten wir Städte und Landschaften und liessen illustre Gesellschaften auferstehen. Heute, 30 Jahre später bemerke ich plötzlich, dass ich es verlernt habe. Wenn mein Zweijähriger mit vor Begeisterung aufgerissenen Augen vor mir steht und mich einlädt, seinen Fuhrpark mit ihm auszuprobieren, fühle ich mich unter Druck, etwas leisten zu müssen. Ohne Merlin wäre es mir vermutlich nie bewusst geworden – ich kann gar nicht mehr spielen!
Mama, das Zirkuspferdchen
Mittlerweile übe ich fleißig. Um das Spielen nicht als weitere Disziplin misszuverstehen, versuche ich, mit Merlin Dinge zu tun, die mir früher Freude gemacht haben. Natürlich nur, wenn auch er Lust dazu hat. Toben geht, Versteck-Spielen auch. Und Unsinn machen sowieso. Wenn Merlin seine kleine schwarze Box mit den winzigen Holzfiguren und den Häusern bringt, deren Dächer man zusammenstecken kann, bin ich erleichtert. Die rufen eine tief vergrabene Erinnerung wach. Und die schüttelt und rüttelt an der jedem Menschen zutiefst innewohnenden Verspieltheit. Ich bin sehr glücklich, wenn die aus dem Tiefschlaf erwacht. Es ist schon komisch. Ich schreibe, zeichne, bin seit vielen Jahren Bühnendarstellerin. Aber Spielen, so ganz ohne bestimmtes Ziel, ohne Erwartung und Leistung? Das lerne ich erst wieder durch dich, meinen kleinen Zauberer.
Vom inneren Kind
Wenn du mit deinen zwei Jahren Puppen und Tiere sprechen, tanzen und singen lässt, berührt das mein inneres Kind und ermutigt es, auch seiner eigenen Freude wieder Ausdruck zu verleihen. So wie neulich. Da haben wir tatsächlich gebastelt! Wir haben deine Füße in Farbe getaucht und einen Abdruck auf das Papier für Omas Bild gestempelt. Aufs Passepartout kamen Herzen – sowas können Klorollen, wenn man sie in Farbe tunkt. Kleiner Merlin, für deine Mama sind solche winzigen Dinge ganz großes Kino. Sie sind Heilung. Und je heiler ich werde, desto reicher kann ich dich beschenken. Es geschieht einfach so. Ohne Leistung und Erwartung. Und das ist Magie:
Nomen est Omen.

Merlin traut sich…
Welchen Zauberstab oder Hexenkessel schwingen eure Mädchen und Jungs, um euch den Kopf zu verdrehen oder auch gerade zu rücken? Magische Kommentare zu Hauf willkommen! 😉
Danke, Romy, für die schöne Blogparade! Es ist toll, Kolleginnen und deren Perspektive auf die gleiche Frage kennenzulernen.
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Liebe Tanja,
was für ein wunderbarer Artikel, direkt aus dem Herzen geschrieben. Einfach toll!
Es ist wahnsinnig spannend, was wir alles von Kindern lernen können.
Vielen Dank, dass du bei unserer Blogparade mitgemacht hast.
Liebe Grüße
Marina von ideas4parents
Liebe Marina,
vielen Dank für dein Feedback! Ich habe mich sehr darüber gefreut. Du hast Recht: Leben mit Kindern ist der beste Lehrer überhaupt. Darum habe ich diesen Überraschungen eine eigene Kategorie gewidmet. „Leben mit Kindern“ war der perfekte Ort für eure tolle Idee.
Liebe Grüße schickt dir
Tanja