
Gewaltfreie Erziehung ist der Schlüssel für eine gelingende Eltern-Kind-Beziehung. Nur – was bedeutet gewaltfreie Erziehung eigentlich? Wie gelingt es uns, sie ganz praktisch in unseren Alltag mit Kindern zu integrieren? Und weshalb ist das manchmal gar nicht so einfach? Mit meinen Antworten möchte ich dich unterstützen, jeden Tag ein wenig mehr zu dem Elternteil zu werden, das sich dein Kind wünscht. Inklusive 12 praktischer Tipps für deinen Weg in die gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. [Werbung]
Lesezeit: 9 Minuten
Das Recht auf gewaltfreie Erziehung – überbewertet?
„Uns hat das auch nicht geschadet!“, lese ich neulich in der Facebook-Timeline eines Münchner Mainstream-Radiosenders. 46 Likes nach einer Minute. Es ging darum, ob es in Ordnung sei, Kinder gelegentlich zu schlagen, wenn sie nicht parierten. Ich konnte es nicht fassen. So freundlich es mir noch möglich war, wies ich darauf hin, dass körperliche und seelische Gewalt per Gesetz verboten sind. Ich erspare dir die unterirdischen Antworten, die ich auf meine sachliche Feststellung erhielt.
Vielen ist nicht bewusst, wie gewalttätig sie kommunizieren
Mir war an dieser Stelle klar: Gewalt ist nach wie vor hoch akzeptierter Teil unserer Gesellschaft. Traurigerweise ist das auch ganz logisch: Die meisten von uns sind im Laufe ihres Lebens immer wieder mit Gewalt in Berührung gekommen. Und damit meine ich nicht unbedingt körperliche Gewalt!
Im Elternhaus, bei Verwandten, in Kindergarten oder Schule sind Schimpfen, Erpressen, Drohen und Bestechen nur einige Spielarten des gewaltvollen Umgangs. Wir bekommen es oft gar nicht mit, wenn wir oder andere gewalttätig kommunizieren, weil wir so sehr daran gewöhnt sind. Und so haben wir gewaltvolle Kommunikations- und Reaktionsmuster im Laufe unseres Lebens unbewusst und ungewollt übernommen. Und innerlich als Normalmodus abgespeichert.
Was bedeutet gewaltfreie Erziehung eigentlich?
In der gewaltfreien Erziehung achten wir darauf,
-
die Bedürfnisse unserer Kinder zu erkennen und sie, so gut wie möglich, zu erfüllen
-
außerdem Verantwortung für unsere eigenen Bedürfnisse zu übernehmen und sie nicht auf unsere Kinder zu übertragen.
Außerdem verzichten wir (so gut es uns gelingt) auf
- Drohen
- Manipulieren
- Erpressen
- Beschimpfen
- Beschämen
- Ignorieren (passive Gewalt!)
- Bestrafen
- Lächerlich machen
- Erniedrigen
- Beschuldigen
- Bewerten (Du bist …)
und jede Form von physischer Gewalt.

Gewaltfreie Erziehung ist einfühlsame Erziehung
Um zu verstehen, wie das ganz praktisch funktioniert, habe ich für die Gewaltfreie Erziehung Beispiele zusammengestellt, die ich gewaltvollen Aussagen gegenüberstelle. Here we go!

TIPP Achte immer darauf, wie alt dein Kind ist und passe dein Verhalten an seine Möglichkeiten an. Ganz kleine Kinder brauchen viel mehr Begleitung und Unterstützung als Grundschulkinder. Und die wiederum mehr als Jugendliche
Wie gelingt gewaltfreie Erziehung?
Vermutlich kennst du das – du hast dir fest vorgenommen, nicht mehr mit deinem Kind zu schimpfen. Und dann, es ist kurz vor 7, der Schulbus steht abfahrbereit und nicht mehr lange an der Haltestelle. Das Kind findet die Pokémon-Karten wesentlich spannender als deine Ansage, dass es jetzt losgeht und … bum. Du hörst dich erst bitten, dann drängen und zum Schluss verpufft der Vorsatz in einer riesigen Schreierei.
Sei gnädig mit dir selbst – und mit deinem Kind
Nicht genug, dass der Bus weg ist. Dein schlechtes Gewissen macht dir noch für den Rest des Tages zu schaffen. Und ich sage dir eins: Damit bist du nicht allein. Viele Eltern sehnen sich danach, ihre Kinder entspannt und liebevoll zu begleiten. Nur so einfach ist das nicht. So wie uns der pure Entschluss, ab sofort regelmäßig joggen zu gehen, nur bedingt weiterhilft, so hat auch der Vorsatz, nicht mehr zu schimpfen, nur wenig Strahlkraft.
Warum das so ist? Der Grund dafür sitzt in deinem Kopf.
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Reflexion, die Mutter der gewaltfreien Erziehung
Mir selbst geht das auch noch oft so. Bei mir sind die Abende kritisch. Ich bin müde, das Kind will nicht die Bohne mithelfen beim Aufräumen und die Deadline zum Zähneputzen ist längst verstrichen. Eigentlich will ich nur noch in die Laufschuhe, ins Bett oder auf die Yogamatte. Und, zack, ist er raus, der Wenn-dann-Satz. Und ich sage dir, diese Sätze sind prall gefüllt mit Gewalt! Mit ihnen versuchen wir, Kinder zu manipulieren, ihnen die Verantwortung für die Erfüllung unsere Bedürfnisse aufzudrücken oder stellen damit unsere Bedürfnisse einfach über ihre. So wie es uns als Kind oft ergangen ist.
Wenn du jetzt nicht sofort die Zähne putzt, lese ich nichts mehr vor!
Tja. Hier habe ich eindeutig meine elterliche Macht missbraucht. Ist keine schöne Erkenntnis, gleichzeitig eine wichtige. Denn genau das benötigen wir, bevor wir Schritt für Schritt aus dem Schimpfen, Drohen und Manipulieren herauszukommen können: Bewusstheit!
TIPP Wenn du besser verstehen möchtest, woher dieses ganze Schimpfen und Meckern in dir kommt, hilft dir die Arbeit mit dem inneren Kind.
Die Jahrhundert-Zauberkraft
Bewusstheit ist für mich die Zauberkraft des 21. Jahrhunderts. Es ist kein Zufall, dass sich die meisten Kurse und Angebote offline wie online derzeit um Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität drehen. Wir Menschen spüren, dass wir neue Fertigkeiten benötigen, um den Herausforderungen dieses Jahrhunderts gewachsen zu sein. Und weil wir um uns herum bereits alles ausgebeutet, genutzt und verbraucht haben, bleiben nur noch innere Ressourcen.
Wir brauchen neue, gewaltfreie Autobahnen im Kopf
Unser Gehirn macht es uns nicht immer leicht, auf diese Ressourcen zuzugreifen. Denn das Stammhirn, der älteste Teil des Gehirns, mag keine Veränderungen. Es schützt uns mit allerlei eigenartigen Features wie Angst vor winzigen Spinnen vor Gefahren und benimmt sich oft wie ein fauler, feiger und sehr bequemer Fettsack (ups, it was not gewaltfrei☺️). Und um dem auf die Sprünge zu helfen, brauchst du neue Gewohnheiten.

Bewusstheit – die Voraussetzung für gewaltfreie Erziehung
Du benötigst Hilfsmittel, kleine Tricks und ein gutes Gespür für (deine) Bedürfnisse. Vor allem brauchst du Bewusstheit. Und die kannst du wie einen Muskel trainieren. Auf diese Weise gelingt es dir in kleinen Schritten, die Verschaltungen in deinem Gehirn zu verändern. Stell dir das wie einen Trampelpfad vor. Je mehr Menschen ihn nutzen, desto breiter und klarer erkennbar wird er. Je öfter es dir gelingt, dich bewusst für eine gewaltfreie Reaktion zu entscheiden, desto schneller festigt sich dieses neue Reaktionsmuster.
Training für den Empathie-Muskel
Ich vergleiche das Stammhirn, das uns oft auch gute Dienste leistet, gern mit dem Modus des Autopiloten. Manchmal ist der auch ziemlich praktisch. Nämlich dann, wenn es darum geht, Auto zu fahren oder andere Routine-Aufgaben zu erledigen. Für den Umgang mit unseren Kids ist er oft ziemlich ungeeignet. Dafür brauchen wir unseren bewussten Verstand, der sich im Neocortex unseres Gehirns rumtreibt. Und den können wir trainieren.
12 praktische Tipps für deine gewaltfreie Erziehung
- Finde heraus, in welchen Situationen du dich überfordert fühlst – vermeide sie oder suche dir Unterstützung bei Partner*innen, Freund*innen oder Großeltern, noch bevor du nicht mehr kannst
- Mache dir zu jeder Zeit deine Bedürfnisse klar und sorge für ihre Erfüllung. Denn das ist dein Job, nicht der des Kindes
- Atme. So banal es klingt – wer atmet, kann nicht schreien
- Lies Bücher oder besuche Seminare zum Thema gewaltfreie Erziehung, weil du auf dieser Weise deinen „gewaltfreien Muskel“ durch Wiederholung trainierst
- Hänge dir überall in deinen Zimmern Post-its auf, um dich daran zu erinnern, wie du als Elternteil sein möchtest
- Kaufe dir Reflexionsspiele und -karten, die deinen Prozess optimal unterstützten, Spaß machen und gleichzeitig die Bindung in der Familie stärken

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- Sage deinem Kind, dass du es bedauerst, wenn du geschimpft hast. Das entlastet dich und dein Kind
- Wenn du wütend bist, mache dir immer wieder bewusst: Vor dir steht dein Kind und kein Säbelzahntiger, für den es dein Stammhirn gerade hält
- Tausche dich mit Partner*in und Freund*innen über das Thema aus, um andere Perspektiven kennenzulernen
- Mache dir bewusst, dass dein Kind etwas immer für sich, niemals gegen dich tut
- Setze dich mit deinem inneren Kind auseinander, weil es oft der Grund ist, weshalb du dich von deinem Kind getriggert fühlst
- Übe dich in Empathie mit dir und anderen. Das geht wunderbar über die 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation. Sie sind ein Tor zu deinen und den Bedürfnissen anderer
TIPP Du wünschst dir gelingende Beziehungen und eine tiefe Eltern-Kind-Bindung? Dann empfehle ich dir die Lebenskarten, die wir selbst gern nutzen. Sie unterstützen dich täglich dabei, neue Sichtweisen zu entdecken und deine Glaubenssätze zu verändern. So kommst du Schritt für Schritt in deine Leichtigkeit.♥️ Und für die Kids gibt es neben dem Kartenset für Kinder auch Malbücher, die zum Reflektieren einladen. Wer gern spielt, hat mit 2 Karten-Sets gleich ein Memory parat.
Warum ist gewaltfreie Erziehung wichtig
Du hast noch Zweifel und fragst dich vielleicht, ob nicht verschiedene Wege nach Rom respektive zu glücklichen Kindern führen? Meine Antwort: Ja, das stimmt. Zumindest, wenn es um Rom geht. Kinder sind kein Ziel oder Projekt! Sie sind fühlende Wesen, die ihre Schlüsse ziehen aus der Art, wie wir mit ihnen umgehen. Und wenn wir sie liebevoll und wertschätzend begleiten, werden sie als Erwachsene einen Unterschied machen und Gutes in die Welt bringen. Sie werden zu mündigen Menschen, die für ihre Werte einstehen, sich selbst und anderen vertrauen.
Good enough Parenting
Dabei ist es nicht wichtig und auch nicht möglich, immer liebevoll und fürsorglich zu sein. Wenn es dir gelingt, den Geist wertschätzender und bedürfnisorientierter Erziehung in deiner Familie zu etablieren, ist das mehr als genug. Kinder dürfen erfahren, dass Erwachsene fehlbar sind. Dass sie wie Kinder ungünstige Entscheidungen treffen und sich irren. Wir dürfen uns auch Schwäche zugestehen und nachsichtig sein, wenn’s dann doch mal laut wird oder ein Wenn-dann-Satz rausflutscht.
Es reicht, wenn du als Mutter oder Vater gut genug bist. Es genügt, wenn du dein Bestes gibst und vielleicht täglich ein ganz klein wenig mehr deinen eigenen, bewusst gewählten Werten folgst. Und damit dem Weg in eine liebevolle und leichte Eltern-Kind-Beziehung.
Du hast diesen Artikel über gewaltfreie Erziehung bis zu Ende gelesen und ich sage dir: Du bist eine wunderbare Mutter, ein wunderbarer Vater, weil du dich interessierst. Weil du wachsen willst. Und das ist neben der Liebe das größte Geschenk, das du deinem Kind machen kannst.
Ich bin stolz auf dich.
Stay risky. It’s worth while.


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Danke🙏
Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Lebenskarten. Wir bedanken uns für die angenehme Zusammenarbeit. Wichtig: Das Unternehmen hat keinen redaktionellen oder inhaltlichen Einfluss auf unsere Produkt-Bewertung genommen. So gewährleisten wir unabhängige Produkttests und Bewertungen von Dienstleistungen. Und dir damit echten Mehrwert. #FairBlogging