
Gesundheitsportale liegen voll im Trend. Das Problem: Wie finde ich heraus, welche wirklich was taugen? Wir stellen euch 10 seriöse deutsche Gesundheitsportale vor. Dazu verraten wir, wo ihr besser nicht recherchiert und warum. Für alle, die noch mehr wollen, haben wir spannende Profi-Tipps zusammengestellt. Auf eure Gesundheit!
Lesezeit: 4 Minuten
Was sind Gesundheitsportale?
Fast täglich suche ich als (Gesundheits-)Journalistin nach Informationen im Netz. Wie war das nochmal genau mit der Einweiß-Synthese? Oder: Hilft Kümmel eigentlich wirklich gegen Blähungen? Und wenn ja, warum?
Ihr seht schon – vermutlich finde ich die richtigen Antworten auf diese Fragen eher nicht im selben Gesundheitsportal. Wenn’s um den Stoffwechsel geht, schnappe ich mir gleich das Profi-Tool. Beim Kümmel suche ich im Gesundheitsportal mit Schwerpunkt Ernährung.

Welche Arten von Gesundheitsportalen gibt es?
Seit ich regelmäßig für (Corporate-)Gesundheitsmagazine wie den fitmacher schreibe, bin ich angewiesen auf seriöse Gesundheitsportale. Dabei unterscheide ich zwischen:
- lexikalischen Gesundheitsportalen
- wissenschaftlichen Gesundheitsportalen
- behördlichen Gesundheitsportalen
- Wellness- und Lifestyle Portalen
Wie unabhängig sind staatliche Gesundheitsportale?
Ob ein deutsches Gesundheitsportal seriös ist, bleibt für mich eine Frage der Perspektive. Auch wenn die Zahlen z. B. des Robert-Koch-Instituts (Infektionskrankheiten, Gesundheitsberichterstattung des Bundes) und des Paul-Ehrlich-Instituts (Impfstoffe, Blutprodukte) verlässlich sind – die Interpretation der Zahlen und die Handlungsempfehlungen, die daraus resultieren, sind in Regierungshand. Überspitzt stelle dir Folgendes vor (ich weiß, das ist eine Zumutung): Die AfD wäre maßgeblicher Teil der Bundesregierung. Wie sehe dann wohl die Politik des Robert-Koch-Instituts aus?
Staatliche Gesundheitsportale: Um Zusammenhänge wissen
Ich sage nicht, dass ihr behördlichen Stellen nicht trauen könnt. Es ist nur wichtig, diese Zusammenhänge zu kennen und sensibel zu sein in Bezug auf entsprechende Interpretationen und Handlungsempfehlungen.
So gibt es z. B. einige Kritik an der relativ neuen Plattform Nationales Gesundheitsportal der Bundesregierung:
- Es arbeitet mit Google zusammen und stärkt den Marktmonopolisten
- Eine Werbung für das Portal erscheint bei einer Google-Suche immer rechts oben auf der ersten Seite der Suchergebnisse – Verdrängung anderer, unabhängige redaktionelle Angebote
- Die Bundesregierung nimmt Einfluss auf die Quellenwahl der User*innen
Trotz aller Kritik schätze ich das Nationale Gesundheitsportal als hervorragende und gut strukturierte Quelle für Fragen rund um die Gesundheit aus wissenschaftlicher Perspektive.
Die besten Gesundheitsportale – woran erkenne ich sie?
Es ist mir wichtig, dass Gesundheitsportale unabhängig sind. Das ist leider nicht immer der Fall. Oft sind diese Portale verdeckte Sprachrohre von Pharmaunternehmen oder zwielichtigen Heilsbringern. Ob das so ist, erkennst du schnell, wenn du folgendes im Blick hast:
- Schau‘ ins Impressum – wer steht hinter dem Portal?
- Welche Experten / Studien werden zitiert? Werden Fakten aus den Zusammenhängen gerissen? (Vorsicht!)
- Hat das Gesundheitsportal einen Shop? Das spricht für ein Unternehmen, das seine Produkte über die Gesundheitsplattform verkaufen möchte
- Steht eine bestimmte Person, ein Guru, im Vordergrund? Das ist oft ein Zeichen für unseriöse Gesundheitsplattformen
Ein Beispiel für unseriöse Gesundheitsplattformen im Internet ist das Zentrum der Gesundheit.
Übersicht Gesundheitsportale – 10 seriöse Quellen im Netz
- gesundheitsinformation.de
- netdoktor.de
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
- medien-doktor.de
- Ärzteblatt
- Fraunhofer Institute (staatlich gefördert)
- Helmholtz-Gesellschaft (staatlich gefördert)
- Deutsche Forschungsgemeinschaft
- Leopoldina (staatlich gefördert)
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Seriöse Gesundheitsportale – trotz externer Interessen
Es gibt Portale, die trotz eindeutiger Zuordnung zu einer Interessengruppe wertvolle Informationen im Gesundheitsbereich liefern. Dazu zählen:
- Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
- Wissenschaftliches Institut der AOK
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
TIPP Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betreibt das Unterportal kindergesundheit-info. Diese regierungsnahe Informationsquelle halten wir für hilfreich und gut verständlich. Für Schwangere empfiehlt meine Kollegin Victoria von Kuchenerbse das Portal embryotox der Charité. Danke für den Hinweis!
Gute Gesundheitsportale – Profi-Tipps der Redaktion
Du brauchst mehr als nur Infos zu bestimmten Symptomen oder Krankheiten? Dafür haben wir dir ein paar Recherche Tools aufgeschrieben. Hier kannst du tiefer eintauchen in Wissenschaft und Forschung. Außerdem kannst du hier Trends ablesen und neueste Entwicklungen in Medizin und Forschung abrufen.
TIPP Abonniere die Newsletter der Institutionen. So bleibst du auf dem neuesten Stand über das, was dich wirklich interessierst. Und du verpasst keinen Trend mehr.Interessant für professionelle Blogger*innen und Journalist*innen
Interessant für professionelle Blogger*innen und Journalist*innen
Viele Journalist*innen im Bereich Gesundheit und Medizin finden die neuesten Trends und Interview-Kontakte zu wissenschaftlichen Themen u. a. in diesen Portalen:
TIPP Oft brauchst du einen Presseausweis, um dich bei solchen Portalen für den Newsletter anzumelden. Kläre im einzelnen, welche Voraussetzungen du erfüllen musst. Es lohnt sich!
Gesundheitsportale – ich bin mein eigener Doc
Selbstmedikation kann auch mithilfe der besten Online-Tools problematisch sein. Die meisten von uns sind weder Mediziner*innen noch Wissenschaftler*innen. Uns ist es oft nicht möglich, Fakten entsprechend einzuordnen. Diagnosen zu stellen und entsprechende Therapien zu entwickeln schon gar nicht. Somit: Auch wenn die bekannten Gesundheitsportale wie z. B. netdoctor seriös sind: sie eignen sich höchstens für eine erste oder vertiefende Recherche. Den Gang zum / zur Mediziner*in und den persönlichen Austausch ersetzen sie nicht.
Recherche-Strategie für Blogger*innen
Als Recherche-Strategie für Blogger*innen empfehlen wir eine Mischung aus regierungsnahen und seriösen unabhängigen Gesundheitsportalen. Bei Unklarheiten macht es Sinn, Expert*innen zu befragen. Auch hier helfen viele der aufgeführten Plattformen weiter.
Wichtig bleibt, sich als Publizist*in der eigenen Verantwortung bewusst zu sein. Was wir schreiben, verbreiten und teilen hat Einfluss auf das Leben anderer Menschen. Gerade in Zeiten von Desinformation und Fakenews ist jede weitere Absicherung einer Annahme Gold wert – und manchmal sogar ein Menschenleben.
Ich hoffe, dass ich dir eine überschaubare Übersicht deutscher Gesundheitsportale geben konnte. Wenn du weitere Informationen, spezielle und vertrauensvolle Quellen benötigst, schreib‘ mir. Ich helfe dir gern weiter.
In diesem Sinn – bleib‘ gesund & hab’s gut,
Deine Tanja
Bewusster leben – deine 3 Minuten pro Monat nur für dich
Toller Beitrag und so hilfreich. Ich möchte an dieser Stelle noch Embryotox ins Rennen werfen, was hälst du davon? Lg vom Nachbarblog
Total guter Input, danke! Die Seite ist mega und ich nehm‘ sie gern auch noch mit auf. Fehlt wirklich. Liebste Grüße!