
Die besten Elternratgeber – in unserer Serie „Elternratgeber im Check“ stellen wir euch jeden Monat einen Ratgeber rund um Eltern- und Familienthemen vor, inklusive Buch-Verlosung. Im Auftakt unserer Serie versuchen wir zu klären, ob Ratschläge selbsternannter Experten wirklich helfen, unser Familienleben entspannter und leichter zu gestalten. Bleibt dran – wir haben 2020 eine inspirierende Auswahl an Familienratgebern für euch zusammengestellt.
Elternratgeber – wer hat sie nicht zuhause?
Ich kenne kein Elternteil, das nicht schon ins Bücherregal pädagogischer Literatur gegriffen hätte. Nächte, perforiert wie Edamer (der mit den vielen, kleinen Löchern), lassen oft die erste Sehnsucht nach papiernen Heilversprechen aufkommen.
Auf uns selbst gestellt
Es ist kein Geheimnis – wir Kleinfamilien bieten unseren Kindern nicht unbedingt ein artgerechtes Setting. Oft stehen den Kids nur wenige und dazu noch gestresste Bezugspersonen zu Verfügung, die rund um die Uhr versuchen, gute Eltern und Partner*innen zu sein. Auf Großfamilien können oder wollen die wenigsten zurückgreifen. Da ist es keine Seltenheit, wenn wir aus purer Überforderung schreien, erpressen oder das abendliche Fernsehritual streichen – gefolgt von schlechtem Gewissen. Außerdem wünschen sich viele von uns Eltern, durch den Beruf eine Insel der Selbstbestimmung und -Entfaltung zu verteidigen. So ist es kein Wunder, dass wir auf der Suche nach Lösungen für dieses Dilemma Experten zu Rate ziehen.
Elternratgeber als kleiner Coach
Natürlich gäbe es die Möglichkeit, sich einen Coach zu gönnen oder therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Oft vereiteln ein ländlich gelegener Wohnort, Geld- oder gefühlter Zeitmangel solche Pläne. Da scheint es sinnvoller, mit drei, vier Klicks einen Elternratgeber ins Haus zu ordern. Den snacken wir, wenn das Baby ausnahmsweise schläft oder Oma mit den Kids auf den Spielplatz geht. Auch wenn wir wissen, dass es sich in Ruhe besser liest und lernt.
Elternratgeber gegen die Überforderung
So geht es uns auch. Zwar haben wir es geschafft, uns gemeinsam mit anderen Eltern ein Netzwerk, unsere Großfamilie 2.0, aufzubauen. Abends, wenn alle in ihren Wohnungen und Häusern verschwunden sind, stehen aber auch wir allein da mit Überforderung und den Herausforderungen, die sich wie die Karotte vor dem Esel niemals aufessen, bzw. lösen lassen. Weil ich nicht scharf darauf war, meine Kindheitserfahrungen auf meinen Sohn zu übertragen, begann ich schon vor der Schwangerschaft, neben Coaching und Gesprächen mit klugen Leuten, Elternratgeber zu lesen wie andere Krimis.
Beeindrucken Bücher unser Gehirn?
Leider musste ich feststellen, dass unser Gehirn Ratgeber wie eine Todo-Liste behandelt. Einmal gelesen, hakt es das Ganze als erkannt ab und lernt überhaupt nichts daraus. Zumindest, wenn wir das Gelernte nicht bewusst reflektieren und sofort anwenden. Schon nach ein paar Tagen legen sich dicke Nebelschwaden des Vergessens über die Inhalte, die uns im Moment des Lesens noch bedeutungsvoll, sogar bahnbrechend erschienen. Nach einem Seminar von agile living und dem Buch Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern* von Yvonne George habe ich mir fest vorgenommen, keinen einzigen Satz mehr rauszuhauen, der nicht den Regeln gewaltfreier Kommunikation entspricht. Tja. Kurz darauf überraschte mich mein Hirn. Es hatte sich nämlich längst neue Probleme gesucht, die es glaubte lösen zu müssen. Warum? Ich hatte es verpasst, noch am gleichen Tag loszulegen, auszuprobieren und zu trainieren. Und so konnte ich mich schon nach ein paar Tagen beim besten Willen nicht mehr an die einzelnen Stufen der Gewaltfreien Kommunikation erinnern.
Es muss eine Lösung geben…
Das konnte ich so nicht stehen lassen und suchte nach einer Lösung. Seit etwa zwei Jahren beschäftige ich mich mit Projekt- und Zeitmanagement, damit, wie wir Menschen funktionieren, was wir brauchen, um uns wohl zu fühlen und leistungsfähig zu sein. Dabei half mir auch meine wissenschaftliche Abschlussarbeit – ich konnte ausprobieren, was ich gelernt hatte. Heute geht zwar immer noch viel Kluges durch meinen Kopf hindurch, ohne dort Spuren zu hinterlassen. Dennoch bleibt mehr hängen als jemals zuvor und das, obwohl ich mit Mitte 40 eher nicht mehr die frischeste Birne habe.
Elternratgeber – was hilft mir, sie wirklich zu nutzen?
- Lesen ist gut. Die Inhalte erinnern an bereits Gelesenes und Verstandenes, frischen es auf, lesen motiviert.
- Mit dem Buch arbeiten: Inhalte mündlich zu wiederholen, Kernaussagen aufzuschreiben ist noch besser – so kann sich Wissen im Langzeitgedächtnis wie eine Fliege im Spinnennetz verfangen und wird von der Spinne, also unserem Gehirn „einverleibt“.
- Wenn wir uns vornehmen nur einen einzigen klugen Rat oder eine Erkenntnis aus dem Buch zu verinnerlichen, hat sich die Zeit bereits gelohnt – und das Hirn haben wir auf diese Weise auch trainiert. Wichtig: Wir müssen dieses eine üben und anwenden, damit es zur Gewohnheit wird.
- Jeder Elternratgeber ist aus einer speziellen Perspektive verfasst. Das hilft, eine Fragestellung von verschiedenen Seiten her zu betrachten, zu beleuchten und am Ende wirklich zu verstehen und zu durchdringen. Begreifen und Reflektieren ist die Grundlage von Veränderung.
- Wenn es uns gelingt, uns emotional auf Inhalte einzulassen, bleiben sie besser im Gedächtnis haften. So hat mich ein Bild in dem Elternratgeber, den wir im Februar vorstellen, so berührt, dass mir die Tränen kamen. Das werde ich garantiert nicht mehr vergessen.
- Wirkliche Veränderung geschieht nur, wenn wir unsere destruktiven Muster und ihren Ursprung erkennen und klären. Alleiniges Trainieren von Verhaltensmustern funktioniert auf Dauer leider nicht. Meiner Erfahrung nach helfen uns vor allem die Elternratgeber, die uns in diesem Prozess unterstützen.
Die besten Elternratgeber – wie finde ich sie?
Ich habe mich bereits vor der Geburt des Zauberers entschieden, mein Kind in Freiheit, Würde und Liebe zu begleiten. Der Haken: Da ich das selbst nicht erlebt habe, hatte ich kaum Ahnung, wie das genau geht. Also habe ich mich im Buchladen umgesehen, was es so gibt an klugem Rat. So habe ich mit der Zeit herausgefunden, welche Autor*innen mich inspirieren und welche ich lieber im Bücherregal verstauben sähe. Auch wenn ich Erziehung-Ideologien gegenüber prinzipiell skeptisch eingestellt bin: Mein Kind bedürfnisorientiert, gleichwürdig und achtsam zu begleiten schien mir von Anfang an eine gute Idee. Also folgte ich den Buch-Empfehlungen einschlägiger Blogs oder denen, die in meinen Lieblingsratgebern aufgelistet fand.
Sind Elternratgeber Zeitdiebe?
Es bleibt die Frage, ob uns das Lesen von Elternratgebern oder Erziehungsratgebern nicht einfach nur Zeit stiehlt. Zeit, die wir mit unserer Familie und Freunden verbringen könnten, Zeit, die unserer Erholung und Selbstfürsorge zugute kommen könnte. Und stiehlt sie uns möglicherweise auch die Freiheit, unsere eigenen Wege zu finden und unserer Intuition zu folgen?
Lesen statt Leben?
Für mich bieten Wissen, Intuition und Weisheit anderer eine Hilfestellung, meinen eigenen Weg für meine Familie zu finden. Dennoch besteht die Gefahr, dass ich mich hinter Buchdeckeln verstecke statt mich mit meinem Kind und Partner zu verbinden. Ich glaube: Nur wenn wir den Mut haben das, was wir lesen und lernen auszuprobieren, wenn wir uns erlauben zu scheitern und es wieder versuchen, macht das Lesen von Ratgebern Sinn. Ich selbst habe mich oft lieber einem Buch statt meinem Kind und den schmerzlichen Gefühlen zugewendet, die es in mir auslöst. Nicht zuletzt haben mir Elternratgeber geholfen, die Angst davor aufzugeben und mich mit meinen verkorksten Programmen und Mustern ins Leben und damit in Heilung zu stürzen.
Tipp Du Wenn du ein Buch suchst, das dir helfen kann, dich wieder mit dir und deinem inneren Kind zu verbinden, empfehle ich dir Das Kind in dir muss Heimat finden* von Stefanie Stahl sowie das Arbeitsbuch* dazu. Wenn es darum geht, dich mit deinem leiblichen Kind zu verbinden, lege ich dir von der selben Autorin Nestwärme, die Flügel verleiht* ans Herz. Für dich und deine*n Partner*in empfehle ich Jeder ist beziehungsfähig*
Was hältst du von Elternratgebern? Hast du vielleicht eine persönliche Empfehlung, die euch weitergebracht hat? Zum Jahresbeginn stelle ich dir eine Liste meiner Lieblings-Ratgeber zusammen, die 2019 mich und uns als Familie unterstützt haben, mehr Leichtigkeit und Bewusstheit in unser Leben zu bringen.
In diesem Sinn – flieg‘ gesund und entspannt ins neue Jahrzehnt. Ich freue mich, wenn wir uns 2020 wieder sehen im Blogwohnzimmer. Schön, dass du an Bord bist!
Alles Liebe & hab’s gut!
Deine Tanja
Auszug benutzter Quellen:
- Rich Dad poor Dad*
- Die 7 Wege der Effektivität*
- Rettet das Spiel!*
- Lernen und Gehirn*
- Spiegel Wissen Coaching
- Madame Moneypenny
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Mein herzlicher Dank gilt dem Kailash Verlag für ein kostenfreies Rezensionsexemplar des Buches Nestwärme, die Flügel verleiht.