
Effektivität – 2018 begann ich, mich mit den Prinzipien wahrer Effektivität zu beschäftigen. Warum das mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat, erzähle ich dir im 2. Teil meiner Serie #ComingHome. Inklusive vieler Erkenntnisse, Tipps und Hacks für deine Veränderung.
Lesezeit: 8 Minuten
Was Effektivität ist – und was nicht
Ich sehe auf die Uhr. Schon wieder Mitternacht. Meinem Sohn habe ich heute nicht gute Nacht gesagt. Über drängenden und noch dazu schlecht bezahlten Aufträgen habe ich den Zeitpunkt verpasst. Wieder mal.
Mein Fernstudium zog sich in die Länge. Ich hatte das Gefühl, andauernd von einem Brand zum nächsten zu hechten. Gelöscht bekam ich nur die kleineren. Beim Rest sah ich zu, dass sie nicht außer Kontrolle gerieten.
Als ich mich 2019 für meine wissenschaftliche Abschlussarbeit vorbereitete, war klar: Ich wollte die inneren und äußeren Brände in den Griff bekommen. Wie sollte ich sonst einen ordentlichen Studienabschluss* hinlegen? Wie einen familientauglichen Start in die journalistische Selbstständigkeit?
Also machte ich mich auf die Suche nach der Zauberformel wahrer Effektivität. Irgendetwas, irgendjemand wird’s schon richten. Dachte ich.
Creative Tinnitus versus Effektivität
Bis dahin glaubte ich noch fest daran, dass alles zur gleichen Zeit möglich wäre. Warum sollte ich nicht Opernsängerin, Musikpädagogin, Journalistin, Bloggerin, Mutter und Partnerin gleichzeitig sein? Auch wenn tief in mir ein dünnes Stimmchen zaghaft Protest anmeldete – ich wollte alles, und zwar sofort. #FindeDenFehler
Ich bestellte mir Erfolgsmagazine, machte mich auf die Suche nach angesagten Zeitmanagement-Tools. Sämtliche Reflexionsjournale landeten auf meinem Nachttisch. Und wenn ich morgens aufwachte, sah ich auf einen Meter zwanzig Sachbücher zum Thema. Ich war umzingelt von zu viel Auswahl. In mir und um mich herum.
Wenn du zwei Kaninchen gleichzeitig jagst, gehen dir beide durch die Lappen. (Russisches Sprichwort)
Wir Menschen bewegen uns nur, wenn der Leidensdruck hoch genug ist. Ich bin da keine Ausnahme. Weder die Zeitmanagement-Tools noch die Erfolgstagebücher brachten spürbare Linderung. Und das hatte einen einfachen Grund.
Was bedeutet Effektivität wirklich?
Kennst du diese Chaka-Chaka-You-Are-Great-Events? Positive Thinking live zum Anfassen? Und hast du von Verkaufs-Seminaren gehört, in denen es um Körpersprache oder dein Outfit geht? Willkommen in der Manipulations-Manufaktur der Persönlichkeits-Ethik. Die besagt, dass du nur dein Verhalten ändern musst. Schwups klappt es mit dem Verkauf, der Präsentation und der Kommunikation. Erfolg wird hier mit dem sozialen Image gleichgesetzt.
Effektivität in der Arbeit – Co-Kreativität als Schlüsselkompetenz
Der Autor des unbeschreiblich inspirierenden Buches Die 7 Wege zur Effektivität* Stephen R. Covey hält solche Erfolgstechniken für soziale Pflaster und Aspirin akuter Probleme. Sie seien, so Covey, ein Symptom unserer auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft. Und die nimmt keine Rücksicht auf ihre Individuen, denen sie ihre Existenz und ihr Auskommen verdankt. Sie erwartet nur, dass sie funktionieren und produzieren.
Die Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg beruht auf Charaktereigenschaften wie Integrität, Demut, Treue, Mut, Gerechtigkeit, Geduld, Fleiß oder Einfachheit und Bescheidenheit. (Stephen R. Covey)
Die Biografien erfolgreicher Menschen belegen die Gültigkeit dieser Aussage. Bahnbrechende Erfindungen, Start-ups, die unser Leben bereichern, ein Mum- oder Dad-Business, das für Gemeinschaft sorgt: all das ist nur miteinander möglich. Unterstützung, Kooperation, gegenseitiger Respekt. Diese Werte tragen uns, motivieren und schützen uns. Und unseren Planeten.
Ich habe lange gebraucht, dieses Buch bis zu Ende zu lesen. Seine klare und einfache Wahrheit hat an den Wurzeln meines Selbstverständnisses gerüttelt. Die Schwächen offen und einen imaginären Finger in die Wunde gelegt. Manche Dinge anzuerkennen und anzunehmen, ja, das braucht Zeit. Sie umzusetzen, vielleicht ein ganzes Leben. Wichtig ist: Anfangen. Jetzt. Solange die Kinder noch klein sind und von unserer Entwicklung enorm profitieren.
Wie kann man Effektivität messen? Im Sinn dahinter
Und während ich mich wunderte über die neuen Erkenntnisse, wurde das dünne Stimmchen in mir mutiger. Denn wenn Veränderung beginnt, öffnen sich mit der Zeit auch weitere Kanäle.
Um etwas nachhaltig zu bewegen, braucht es 2 Dinge – einen Sinn und Fokus.
Und von beidem hatte ich eindeutig zu viel.
Ob Effektivität die richten Dinge tun bedeutet? Nein. Zuerst das Warum, das das Was
Worum geht es mir in meinem Leben? Welcher Sinn, welcher Lebenszweck, welche EINE Sache steht hinter allem, was ich sage, tue, plane, will und fühle? Habe ich so etwas überhaupt? Das fragt der Autor Gary Keller im Buch The ONE Thing*.
Menschen können nicht mit dem Wandel leben, wenn es in ihrem Inneren keinen festen Kern gibt. (Stephen R. Covey)
Seit Jahren habe ich die Ahnung erfolgreich verdrängt, dass ich mich für und vor allem gegen Dinge entscheiden muss. Nur wie komme ich raus aus diesem selbstgewählten Aktionismus rein in die bewusste Gestaltung meines Lebens?
Vom Führen, Managen und Machen
Ich bin eindeutig einer Macherin. Darauf war ich immer stolz. Dafür bekam ich Applaus. Ich finde Lösungen, mache möglich. Die Frage ist bloß: Wohin steuert mein Boot? Ist es eher eine Barke, eine Yacht oder ein Dampfer? Taugt es für das Gewässer, in dem ich unterwegs bin? Habe ich mich überhaupt für das richtige Gewässer entschieden? Ich hatte auf diese Fragen kaum Antworten. Mir fehlte offenbar die Führung, der Überblick und der genaue Zweck meiner Mission.
Management steigert die Effizienz beim Erklimmen der Erfolgsleiter; Führung achtet darauf, dass die Leiter an der richtigen Wand steht. (Stephen R. Covey)
Und so machte ich mich auf die Suche nach der richtigen Wand. Nach meinen Motiven, Werten und nach meinem Lebenszweck. Ich entschied mich, die Verantwortung für das Magazin wieder vollständig an mich zu nehmen. Ich wollte es in meinem Sinn neu ausrichten. Das ist nun mein Fokus. Gleich nach meiner Familie.
TIPP Was ist dein Lebenszweck? Schreibe auf, was dich jeden Morgen aufstehen lässt. Was berührt dich? Welche Werte leiten und motivieren dich? Schreibe ein Leitbild auf. Das ist dein Vertrag mit dir selbst. Prüfe jeden Tag wieder, ob du ihm noch folgst.
Der Beruf als journalistische Eltern-Bloggerin und Publisherin unterstützt meinen Lebenszweck optimal: Ich möchte heilen und wachsen. Und die Welt besser machen mit der Art, wie ich lebe, arbeite und kommuniziere. Mit dem Magazin unterstütze ich Familien, bewusst, nachhaltig und friedvoll miteinander zu leben. Bingo. Und die anderen Berufe? Sie werden meine Arbeit als Journalistin bereichern. Nur sind sie nicht mehr meine Berufung. Es fällt mir schwer, das vor mir und dir zuzugeben.
Schneller, höher, weiter – voneinander entfernt
Auch wir Eltern sind wir oft im Management-Modus gefangen. Vor lauter Bemühungen um Effizienz, Regeln, Strukturen und Kontrolle vergessen wir manchmal das Wichtigste: Führung, Sinn und das Vorleben eines warmen und auf Bindung ausgerichteten Familiengefühls. Das Geheimnis wahrer Effektivität.
Effektivität und Effizienz – Fokus finden
Und was stelle ich jetzt an mit diesem Lebenszweck? Wie breche ich ihn herunter auf die verschiedenen Lebensbereiche? Ich gebe zu – dieser Teil ist der kniffeligste. Und er beginnt mit einigen Fragen. Finde darauf täglich, wöchentlich, monatlich und jährlich Antworten. Überprüfe, ob du auf Kurs bist, noch auf dem Schiff segelst, für das du dich bewusst entschieden hast. Checke, ob auch das Gewässer noch das richtige ist. Übernimm Führung. Der Lebenszweck ist dein Kompass, deine 1- und 5-Jahresziele die Leuchttürme.

Effektivität und Produktivität
Erfolgreiche, hocheffizient arbeitender Menschen kümmern sich enorm gut um sich selbst. Sie haben ein Gespür für ihre und die Bedürfnisse anderer. Umgeben sich mit inspirierenden Menschen und sind fokussiert. Und sie haben noch ein Geheimnis: stärkende Gewohnheiten und Rituale.

Du meinst, es gäbe eine Menge Arschlöcher, die zu Ruhm und Reichtum kommen? Stimmt. Es bleibt eben die Frage, wie wir Erfolg definieren. Wenn Erfolg bedeutet, sich in Familie und Freundeskreis geborgen und glücklich zu fühlen, Geld zu haben, um damit sich, anderen und einem Zweck zu dienen: dann haben die Arschlöcher wohl eher die Arschkarte.
Tschüss, Work-Life-Balance!
Mit der Sehnsucht nach Work-Life-Balance hast du ebenso schlechte Karten. Warum? Weil sie ein als ein Mythos ist! Sie suggeriert, dass wir absolute Balance erreichen könnten. Dass wir den Kuchen essen und gleichzeitig behalten dürfen.
Der Versuch, alles zu schaffen, ist verrückt. (Gary Keller)
Der Begriff und das Dilemma entstand in den 80-er Jahren. Mehr als die Hälfte der verheirateten Frauen waren berufstätig. Gleichzeitig lag die Care-Arbeit bei ihren. Irgendwie musste das doch gehen! Kenn‘ ich, diesen irren Gedanken. Es geht auch. Wenn du dich um nichts mehr anderes kümmerst als den Ausgleich. Und das ist nicht nur anstrengend, sondern kann zutiefst langweilig sein.
Im Mittelfeld ereignet sich selten etwas Aufregendes. Das geschieht in den Extremen. (Gary Keller)
Sinnvoller sei es, so Keller, zu bestimmten Zeiten bestimmte Dinge zu vernachlässigen. Wer etwas erreichen möchte, darf sich mit diesem Naturgesetz anfreunden. Im Privatleben wird nichts vernachlässigt. Im Berufsleben ist das hingegen zwingend notwendig. Um das zu gewährleisten ist es wichtig, Privat- und Berufsleben zu trennen.
Für mich war das ein riesiger Schritt in Richtung Klarheit. Seit ich nach der EINEN Sache lebe, gibt es wieder Sonntage in unserer Familie. Und ein Gefühl dafür, wann ich loslassen kann und wann ich ins Tun kommen darf.
TIPP Du möchtest etwas Außergewöhnliches erreichen? Ein Business aufbauen oder als Familie neue Wege in Richtung gewaltfreier Kommunikation und Nachhaltigkeit gehen? Dann akzeptiere temporäres Chaos. Lerne damit zu leben, dass nicht alles perfekt sein kann. Finde Wege, mit Chaos umzugehen und werde kreativ. Für deine EINE wunderbare Sache kein zu hoher Preis, oder?
Die Wege zur Effektivität – meine Learnings
Es dauert, bis das Wissen über wahre Effektivität in Herz, Hirn und Körper Wurzeln schlägt. Ich kam und komme immer wieder ins Stocken. Vergesse die Fokus-Frage nach der EINÈN Sache, lasse mich ablenken. Manchmal schiele sonntags aufs Telefon, weil ich eine Businessmail erwarte. Morgenyoga und -meditation fallen aus, da ich den Termin nicht geblockt hatte. Überhaupt fragte ich mich andauernd, ob ich die Segel richtig gesetzt und die Mannschaft sorgfältig ausgewählt habe.
Gleichzeitig bemerke ich, dass ich wieder gut schlafe. Dass ich morgens um 5 Uhr 30 aufstehen kann, ohne Sorgen im Herzen. Ich freue mich auf meine Fokus-Frage, auf mein Wochen-Motto, das Morgenprogramm. Ich habe einen Plan! Einen Glücksplan.
Ich entdecke mein Schiff, entstaube seine Segel, fühle ihr Tuch. Es gibt Dinge auf diesem Schiff, die ich noch nie gesehen habe. Ich habe das Ruder meines Lebens und damit die Verantwortung in die Hand genommen. Und ich lasse mich überraschen, wohin es mich trägt. Denn die ganze Planung dient am Ende nur einen Zweck – Raum zu schaffen für die Abenteuer und Überraschungen des Lebens.
Du möchtest wissen, wie du ins Tun kommst und deine Ziele erreichst? Im kommenden Artikel der Serie #ComingHome erfährst du mehr über Effektivität und praktische Zielerreichung. Ganz egal, ob du dich neu er-finden oder nur eine Weg-Korrektur möchtest – ich freue mich, dich dabei begleiten zu dürfen.
Wirklicher Erfolg bedeutet nicht, Dinge zu besitzen, sondern die Meisterschaft, den Sieg über sein eigenes Selbst zu erlangen. (Nach Anwar El-Sadat)
Auf deine Veränderung, Rakete!
Deine Tanja
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