Coronavirus – es bedroht die Weltgemeinschaft

Coronavirus – Mitte März wurde aus dem Schreckgespenst für uns als Familie Realität. Das Gesundheitsamt stufte uns als offizielle Covid-19-Verdachtsfälle ein und schickte uns in häusliche Quarantäne. Nun hatte ich Zeit, mich mit Fakten rund um das neuartige Coronavirus einzudecken. Welche Schlüsse ich daraus zog, was das Coronavirus, Schul-  und Grenzschließungen für Familien bedeuten können, fasse ich hier zusammen. 

Coronavirus – wenn die Einschläge näher kommen

Wie eine Mumie sah Merlins Papa aus, als er plötzlich um die Ecke kam, die Hände in die Luft werfend. Es täte ihm leid, wollte er wohl sagen. Er öffnete die Autotür und reichte dem Kind und mir je eine Atemschutzmaske. Aha. Die Spiele beginnen. Gemeinsam machen wir uns auf zur Notaufnahme des Krankenhauses. Das Kind findet den Mundschutz nicht so cool, wie ich gehofft hatte. Ich finde ihn auch nicht cool, dauernd beschlägt meine Brille. Am Eingang rauchen zwei Krankenschwestern und verschwinden bei unserer Ankunft, als hätten sie ein Gespenst gesehen.

Was machst du denn mit dem ganzen Blut? – Daraus mache ich Blutwurst! (Unterhaltung zwischen dem Zauberer und der Krankenschwester)

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Sechs Stunden und eine Menge Tests und Blutabnahmen später verlassen wir, Mutter, Vater, Kind, das Krankenhaus. Getestet und nachhause befehligt. Jetzt heißt es warten, mindestens 36 Stunden.

Covid-19 – testen oder nicht?

Wenn sich alle testen ließen, bräche das Gesundheitssystem zusammen. (Dr. Große-Hering, Hausarzt und Internist)

Zwei Wochen zuvor sind wir drei wie Dominosteine nacheinander umgefallen. Husten, Hals- und Kopfschmerzen. Es dauerte eine Weile, bis wir die Symptome in möglichen Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus stellten. Am Montag sollten meine neuen Singküken-Kurse starten. Ich würde mit Eltern und Kleinkindern länger in einem Raum sein, dort singen und Instrumente von Hand zu Hand reichen. Sars-CoV-2, so taufte die WHO das neuartige Virus aus der Familie der Coronaviren, kann auf Kunststoff und Edelstahl laut einer amerikanischen Studie bis zu 72 Stunden überleben. Eine deutsche Studie legt nah, dass sie bis zu neun Tage ihr Unwesen treiben können. Dazu kam, dass der Mann aus beruflichen Gründen eine Woche lang mit Karnevalisten im Zug unterwegs war und wir gemeinsam eine Freizeitmesse unsicher gemacht hatten.

Hatten Sie nachweislich Kontakt mit positiv getesteten Personen oder haben Sie sich in einem Risikogebiet aufgehalten? (Dr. Große-Hering, Hausarzt)

Weil wir weder mit Coronavirus-Infizierten Kontakt hatten noch in einem Risikogebiet waren, will uns der Hausarzt nicht testen. Stattdessen verweist er auf die sich dem Erkenntnisstand entsprechend  ändernden Richtlinien des Robert-Koch-Instituts. Nach denen müssen sich deutsche Ärzte im Fall einer Epidemie bzw. Pandemie, einer weltweiten Verbreitung einer Infektionskrankheit, richten. Da er in seiner Praxis bereits mit Corona-Patienten in Kontakt gekommen war, musste er die Praxis schließen. Per Telefonsprechstunde versorge er nun die Patient*innen oder überweise sie an Kolleg*innen. Es gäbe kleine Zeitfenster für Sprechstunden, die Nicht-Corona-Patient*innen in Anspruch nehmen könnten. Ich solle für eine Woche zuhause bleiben und damit mich und die Allgemeinheit schützen. Aha. Ab jetzt gibt es Krankschreibungen per Telefon.

Das Coronavirus – wie verhalte ich mich richtig?

Da wir auch uns als Selbstständige vor Verdienstausfall und Kundenverlust schützen und Verantwortung für die Sicherheit unserer Kunden tragen, fuhren wir einen Tag später ins Krankenhaus. Eigentlich ist das vorgeschriebene Prozedere, zurecht, ein anderes: Bei Verdacht auf eine Infektion wird angeraten, eine Bereitschaftspraxis unter der Telefonnummer 116177 zu kontaktieren. Dort erhältst du Informationen zum Coronavirus und wirst auf Wunsch mit der Zentrale verbunden. Die Wartezeit stellt Nerven und Geduld nicht selten auf eine harte Probe. Die Mitarbeiter*innen nehmen deine Daten auf, weisen dich an zuhause zu bleiben. Sollten sie dich als gefährdet einschätzen, schicken sie dir den mobilen medizinischen Dienst samt Teststäbchen vorbei. Dann heißt es warten und zwar lange. Freunde von uns warten seit über einer Woche. An Bord: fünf Kinder, ein Hund.

TIPP Bereitschaftspraxen örtlicher Krankenhäuser gibt es seit 2018 überall in Deutschland. Sie entlasten die Notaufnahmen der Krankenhäuser und helfen euch bei medizinischen Notfällen oft ohne lange Wartezeiten weiter. Du kannst dort anrufen oder ohne Anmeldung einfach erscheinen. Bei Verdacht auf Covid-19 ist eine telefonische Anmeldung verpflichtend.[/vc_column_text][vc_column_text]

Coronavirus Quarantäne – ein bisschen Arche Noah

Das Gefühl, einige Tage nur einander zu sehen, miteinander zu sein, hatte einen unerwarteten Zauber. Wir schnitten den Wein im Garten, das Kind bohrte vergnügt ein Loch in die Hausisolierung und wir spielten Beachball, bis mir die Hand weh tat. Die Sonne teilte unsere Stimmung und es fühlte sich an wie ein Geschenk, um das niemand gebeten hatte. Manchmal wünschte ich, wir könnten unsere Bedürfnisse besser spüren. Mir war nicht bewusst wie sehr ich mich nach Stille, nach Einkehr sehne. Und da bin ich nicht die Einzige.

Mama, ich hätte den Kobold schon gern. Dann kann ich noch mit euch zuhause bleiben, das wäre so schön! (Merlin, fünf Jahre)

Dass wir davon in den nächsten Wochen ausreichend bekommen würden, ahnten wir zu dem Zeitpunkt nicht.

Was ist gefährlicher – Influenza-  oder Covid-19?

Heute geschah nun, was längst nötig war: Schulen und Kindergärten schließen auf Weisung der Länder. Ich weiß, nicht alle sind mit diesen Maßnahmen und denen, die noch kommen werden, einverstanden. Besonders auf Facebook fallen mir diese halbseidenen Grafiken auf, die die Gefährlichkeit von Sars-CoV-2 im Vergleich zum Influenzavirus herunterspielen. Ganz ehrlich: Zu denen gehörte ich bis vor ein paar Wochen auch. Selbst meine Arzt-Freund*innen hätten sich das Ausmaß nicht vorstellen können. Die endgültige Wende kam für mich mit den Vorträgen des Berliner Chef-Virologen Christian Drosten.

Wir erleben eine Naturkatastrophe in Zeitlupe. (Christian Drosten, Virologe)

Ich machte mich auf die Suche nach Antworten und erfuhr, dass Sars-CoV-2 ansteckender ist als das jeweilige Influenza-Virus. Außerdem ist es wärmeresistenter und könnte somit auch im Sommer aktiv bleiben. Das Wichtigste: Wenn wir das Virus nicht eindämmen, und das ist reine Mathematik, werden unsere Krankenhäuser bald keinen Platz mehr haben. Merlins Oma wird nächste Woche nach einer schweren Herz-OP mit Lungenentzündung nachhause geschickt. Nicht, weil sie stabil ist – ihr Bett wird gebraucht. Da ich nichts davon halte, Zusammenhänge zu erklären, die andere schon brilliant dargelegt haben, empfehle ich euch diesen fundierten Fachartikel über das Coronavirus.

Vereinbarkeit – funktioniert das jetzt noch?

Bereits vor der Schulschließung habe ich mich mit meinen Freundinnen verständigt, wie wir die Kinderbetreuung organisieren. Wir sind es mit unserer Großfamilie 2.0 gewöhnt zu improvisieren, wenn jemand von uns krank wird oder das Auto streikt. Also haben wir ausgemacht, dass wir uns mit sechs Müttern mit Kindern regelmäßig treffen, um einander zu entlasten und um noch irgendeine Art Social life zu haben. Alle weiteren Kontakte sind bis auf Weiteres eingefroren. Auch wenn das keine 100-Prozent-Lösung ist: Sie fühlt sich machbar an. Wie lange wir das durchhalten und ob es nötig wird, auch hier nochmal zurückzufahren wird sich zeigen.

TIPP Wenn du in sogenannten systemkritischen Bereichen wie z. B. der Pflege, Medizin, Feuerwehr, Polizei, Kinder- und Jugendarbeit oder im Lebensmittelsektor arbeitest, hast du einen Anspruch auf Kinderbetreuung.

Die Sache mit der Freiheit

Vor ein paar Jahren habe ich noch für die freie Entscheidung plädiert. Kein Plastik? Tempolimit? Alles Sache der und des Einzelnen! Heute sehe ich das anders. Wenn es ums Gemeinwohl, um unsere Existenz geht, darf, muss der Staat meines Erachtens nach verordnen. Nicht alle sind, aus welchen Gründen auch immer, adäquat informiert, ich will das nicht bewerten. Das bedeutet gleichzeitig, dass für diese Menschen, die die kollektive Verantwortung nicht (ein-)sehen, der Staat einspringen muss. Meine Kollegin-Freundin Kuchenerbse bringt es exemplarisch für alle möglichen Lebensbereiche auf den Punkt – wie kann es sein, dass manche immer noch reisen wollen? Den gigantischen Verdrängungskompetenzen des menschlichen Gehirns müssen wir uns entgegenstellen. Und prompt schließt Deutschland nach und nach die Grenzen …

Wenn Maßnahmen verordnet werden, müssen wir uns nicht mehr den Kopf zerbrechen, was richtig ist. Das weiß niemand! Dann haben wir Sicherheit, können uns einstellen. Auch wenn das für arbeitende Eltern anstrengend wird – wenigstens wissen wir dann, worauf wir uns einstellen müssen. (Christine, Mutter von zwei Kindern)

Persönliche Verantwortung vor staatlicher Regulierung

Gestern habe ich meinen Hausarzt angerufen. Auf die Frage, was er sich von und für uns in der Corona-Krise wünscht, fand er schnell eine Antwort.

Bitte bleiben Sie bei Infekten generell zuhause, besuchen Sie keine Veranstaltungen – und vermeiden Sie Panik. Die hilft keinem weiter. (Dr. Große-Hering, Hausarzt)

Für meinen Hausarzt macht nur freiwilliger Verzicht Sinn. Und ich gebe ihm Recht! Alle Verordnungen, Drohungen und Strafen staatlicherseits können nur ein Anfang sein. Nur wenn wir uns bewusst und vor allem gemeinsam dem Virus entgegenstellen, verhindern wir die mögliche Katastrophe, die uns die Wissenschaft prophezeit: Nur Einsicht setzt die nötige Kreativität und Kooperationsbereitschaft in uns Menschen frei, die uns über uns hinaus wachsen lässt.

Wir tragen persönliche Verantwortung. Es geht um Verzicht, um das für einander Einstehen. Es kommen auch wieder andere Zeiten. Dann können wir wieder Feste feiern, Veranstaltungen besuchen und unseren persönlichen Interessen nachgehen. (Dr. Große-Hering, Hausarzt)

Aktiver Schutz vor Sars-CoV-2 – wie machen wir das?

Gestern habe ich mein Singvögelchen-Nest nach Gesprächen mit Ärzt*innen, dem Gesundheitsamt und vielen anderen schweren und gleichzeitig leichten Herzens geschlossen. Alle Singkurse und Vorträge sind abgesagt. Verantwortung übernehmen bedeutet für mich, das Allgemeinwohl über persönliche und wirtschaftliche Interessen zu stellen. Merlin, der Zauberer, wird seine Großeltern für eine Weile nicht sehen, so, wie es das RKI empfiehlt. Wir haben alle Reisen und Termine bis einschließlich September abgesagt. Mit meinen Kolleginnen bleibe ich per Skype und Fon in Verbindung, um alternative Unterrichtsmöglichkeiten auszuloten und zu entwickeln. Hoffentlich bricht das Netz nicht wegen genereller Überlastung zusammen!

Covid-19 – haben wir’s oder nicht?

Es dauerte drei Tage, bis wir endlich das Ergebnis hatten: Kein Coronavirus im Hause Conrad-Lehmann. Die Schuleingangsuntersuchung konnte noch stattfinden, das Montessori-Schulspiel auch. Dass die Schuleinschreibung nun ausfällt, stört uns nicht. Auch ohne Verordnung von oben ziehen wir uns freiwillig immer mehr zurück, kaufen und kochen ein paar Lebensmittel für Mensch und Tier ein. Wir tun das unaufgeregt und nur, weil wir davon zutiefst überzeugt sind. Ich habe während meines Studiums in Armenien gelernt, wie ich mich am besten auf Krisensituationen vorbereite und damit gut umgehe. Ich habe gelernt, Entscheidungen nicht meiner Angst zu überlassen. Ich überlasse sie Herz und Verstand.

Fazit zum Coronavirus – lasst uns zusammenstehen

Ich danke allen, die sich für Schul- und Kindergartenschließungen eingesetzt haben. Und ich danke all denjenigen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten und ihre Gesundheit für uns riskieren. Wir anderen können auch etwas tun: Lasst uns jetzt, hier, heute äußere Distanz schaffen, um uns auf lange Sicht innerlich wieder näher zu kommen. Denn ich bin davon überzeugt: Nur bewusster, auf humanistischen Werten beruhender Umgang schützt uns wirklich vor der Pandemie. Freiwilliger Verzicht, der Blick zum anderen ist gleichzeitig der beste Schutz für uns selbst. Dieser Umgang mit dem neuartigen Coronavirus und miteinander könnte zum Vorbild werden, wie wir auch künftig nachhaltig für uns, einander und für unseren Lebensraum Erde sorgen können. Nötig haben wir’s.

TIPP Bereits über 3000 Praxen bieten mittlerweile einen Corona-Schnelltest für zuhause an. Auf den Websites dieser Praxen füllst du einen Fragebogen aus. Der Arzt entscheidet aufgrund deiner Informationen, ob ein Test nötig ist. Dann bekommst du den Selbsttest per Post oder Kurier kostenfrei zugeschickt. Ohne das ärztliche Go für den Test zahlst du derzeit 150 Euro dafür. Das erlaubt Praxen, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten und sich und Patienten maximal zu schützen.

Freunde von mir kommen nicht mehr nach Deutschland zurück, Landesgrenzen und viele Geschäfte sind geschlossen. Es ist eine Frage der Zeit, wann uns die nächsten Einschränkungen treffen. Bist du bereit? Wie geht es dir und deiner Familie damit? 

Ich wünsche uns allen, dass wir gestärkt aus diesen Zeiten gehen. Let’s stand together. At home.

Eure Tanja

Coming soon …

P.S: Gerade in diesen Zeiten brauchen wir jede Unterstützung, die wir bekommen können. Anne, die neue Frau an Bord von NoRisk.NoMum., (ich bin mächtig stolz, mit ihr noch mehr Expertise ins Magazin bringen zu können) hat sich während ihrer Elternzeit für einen neuen beruflichen Weg entschieden. Was sie dabei u.a. unterstützt, lest ihr kommende Woche. Stay tuned![/vc_column_text][vc_column_text]

Service – weitere Online-Quellen zum Coronavirus

  1. Robert-Koch-Institut
  2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
  3. Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
  4. WHO
  5. n-tv
  6. Der Spiegel
  7. Washington Post

Wir empfehlen euch den aktuellen SPIEGEL und den Coronavirus-Newsletter von SPIEGEL und Süddeutscher Zeitung.